Mit dem Boot aufs Meer hinausfahren, in einer idyllischen Bucht vor Anker gehen und den Tag genießen - das gehört zweifellos zu den besten Erfahrungen, die man im Sommer auf Mallorca machen kann. Angesichts Tausender Urlauber und Inselbewohner verwandeln sich manche Gegenden in regelrechte "Autobahnen zur See". Und wie das so ist, wenn der Verkehr immer weiter zunimmt: Es gibt Parkplatzprobleme.
Schuld daran ist die Posidonia: Ankernde Boote sind eine der größten Gefahren für das sogenannte Neptungras, das an vielen Stellen in den balearischen Küstengewässern wächst und herausragende Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht hat. Naturschützer kämpfen seit Jahren für drastische Maßnahmen zur Bewahrung der Posidonia-Vorkommen.
Mit Erfolg. Im Februar 2011 hat die spanische Zentralregierung die Posidonia oceanica, wie das Neptungras wissenschaftlich heißt, in die Liste der gefährdeten Arten aufgenommen - wie etwa auch den vom Aussterben bedrohten Iberischen Luchs oder den Kaiseradler.
Seitdem gilt für die Posidonia Folgendes: "Es ist verboten, sie einzusammeln, abzuschneiden, zu beschädigen, auszureißen oder mit Absicht zu zerstören" - so steht es im entsprechenden Gesetz. Ankern auf Posidonia-Wiesen ist also verboten (wo man den Anker werfen darf: siehe Infos am Ende des Artikels). Bei Zuwiderhandlung drohen Geldstrafen.
Deshalb werden auch in diesem Jahr in acht Posidonia-Schutzgebieten spezielle Bojen installiert, an denen Yachten festmachen dürfen. Auch im Nationalpark Cabrera ist das Ankern verboten. In diesem Jahr ist die Nutzung der 382 Bojen erstmals kostenpflichtig.
Die Tagespreise liegen bei elf Euro (Boote bis acht Meter Länge), 24 Euro (bis 15 Meter) und 40 Euro (bis 25 Meter) und sollen ab sofort bis zum 30. September gelten. Gebucht werden können die Bojen künftig auf der Internetseite http://fondeos.caib.es.
Nun regt sich jedoch Protest: In Pollença klagen Bootsbesitzer, sie dürften nun in einer der Schutzzonen am Kap Formentor nicht mehr kostenlos vor Anker gehen, wie sie es schon ihr Leben lang getan hätten. Und auch der balearische Verband der Nautikunternehmen sieht die neue Bojenregelung kritisch.
"Es besteht die Gefahr, dass das Meer zur kostenpflichtigen Parkzone wird - wie das in Palma auch geschieht: Da muss man auch schon fast überall ein Parkticket ziehen", sagt José María Jiménez, der für die Charterfirmen zuständige Verbandsvertreter. Auf Sand kann man wie bisher unbeschränkt und kostenlos ankern.
Laut Jiménez aber gibt es rund um Mallorca gar nicht so viele Gegenden, wo das möglich ist. Ideal seien sandige Buchten mit fünf bis acht Metern Wassertiefe. An der felsigen Westküste etwa gebe es lediglich drei Orte, an denen man problemlos vor Anker gehen könne.
INFO
Grundsätzlich nicht ankern sollte man auf Posidoniawiesen, da die Pflanze unter Artenschutz steht. Auch innerhalb der mit gelben Bojen markierten Badebereiche an den Stränden haben segel- oder motorbetriebene Wasserfahrzeuge nichts verloren. Um an Land zu gelangen, müssen hier die markierten Wasserstraßen genutzt werden (in denen wiederum das Baden verboten ist).
An Stränden, an denen kein Badebereich markiert ist, gilt innerhalb einer 200-Meter-Zone für Wasserfahrzeuge eine Höchstgeschwindigkeit von drei Knoten. An Küstenabschnitten, die nicht als Strände gelten, reduziert sich dieser Bereich auf 50 Meter. Ankern ist hier nicht ausdrücklich untersagt.
Auf sandigem und felsigem Meeresgrund ist das Ankern erlaubt, außer eben in markierten Badebereichen sowie in Gegenden, in denen spezielle Regelungen gelten, wie Häfen oder geschützten Bereichen – zum Beispiel im Nationalpark Cabrera. Dort stehen Bojen zur Verfügung, an denen Yachten festmachen können.
Auch in acht speziellen Schutzzonen vor der balearischen Küste sind Bojen installiert (die Nutzung aller Bojen ist kostenpflichtig). Buchbar sind die Bojen künftig über die Internetseite http://fondeos.caib.es.