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Playa de Palma

Playa de Palma früher und heute: Kult-Wirtin auf Mallorca packt aus

Seit fast 20 Jahren betreibt Beatrice Ciccardini die Kultkneipe Café zur Krone an der Playa de Palma. Mit MM spricht sie über die Anfänge, Schlagerträume und die Schattenseiten des Partytourismus

Beatrice Ciccardini vor ihrem Café zur Krone an der Playa de Palma auf Mallorca. Seit 2006 führt sie das Restaurant mit ihrem Geschäftspartner Christian Lafourcade. | Thor Schoof Lifemoments Photography / www.thorschoof.com

| Playa de Palma, Mallorca | |

Die Ecken und Kanten der braunen Tischgarnituren sind abgewetzt, und doch sieht man dem lackierten Holz im Kultlokal "Zur Krone" an der Playa de Palma seine 19 Dienstjahre kaum an. "Die haben damals die Vorbesitzer schon in den 70er Jahren aus Deutschland mitgebracht", sagt Chefin Beatrice Ciccardini und streicht dabei fast schon zärtlich mit den Fingern über eine der Macken. Und die Mallorca-Wirtin ergänzt: "Deutsche Wertarbeit – die bekommst du nicht kaputt."

Damals – das war das Jahr 2006, als die Kult-Kneipe in erster Meereslinie an der beliebten Feiermeile von der Schweizerin und ihrem uruguayischen Geschäftspartner Christian Lafourcade übernommen wurde. "Der ehemalige Eigentümer hat mir erzählt, dass das hier früher ein Strandhäuschen war und schon 1955 in eine Art Chiringuito umgewandelt wurde."

Früher war an der Playa nichts los

Zu dieser Zeit habe man einfach etwas gebaut – und wenn keiner kam, um sich zu beschweren, galt das als Baugenehmigung. Vor 70 Jahren habe sich auch noch kaum jemand an die Playa de Palma verirrt. "Für die Mallorquiner war das nur dieser 'unmögliche Strand'", ergänzt die 69-Jährige. Fast schon ironisch, wenn man bedenkt, welch internationalen Kultstatus diese 15 Strandabschnitte heute genießen. Damals sei an den sechs Kilometern Sand vor allem eins gewesen: nichts los.

Ciccardini zeigt in Richtung Eingang ihres Lokals und erzählt: "Hier vorne gab es eine Sandstraße – und das war's." Als sie 1976 – damals noch als Reiseleiterin – auf Mallorca ankam, sei es auch gang und gäbe gewesen, den Schlüssel an der Haustür stecken zu lassen. "Es war normal, dass die Nachbarn einfach mal schnell reinhuschen konnten, wenn es etwas Wichtiges gab. Da hat keiner geklingelt."

In den 1980er-Jahren beginnt die Wirtin Ciccardini gemeinsam mit ihrem heutigen Ex-Mann, das Nachtleben an der Playa auf- und auszubauen. "Ich bin mein ganzes Leben schon Schlagerfan und wollte die Künstler immer persönlich kennen – aber ich wollte, dass die mich auch kennen." Diesen Traum erfüllt sie sich, als sie Kontakte zur deutschen Schlagerszene aufbaut und alles was Rang und Namen hat ins Oberbayern, ihre damalige Wirkungsstätte, holt. Die Wirtin geht die alten Fotos auf ihrem Handy durch und grinst: "Ich glaube, es ist einfacher, wenn ich aufzähle, wen ich nicht kenne."

Die Glaskästen im Kult-Lokal Zur Krone sind gefüllt mit unzähligen Autogrammkarten und Widmungen. Foto: Thor Schoof

Und tatsächlich ist es beeindruckend, wie viele Autogrammkarten, Widmungen und gute Wünsche von Schlagerstars, TV-Persönlichkeiten und Schauspielern in den großen Glaskästen an der Wand der Kult-Kneipe "Zur Krone" hängen. Es sei eine tolle Zeit gewesen – nicht zu viel und nicht zu wenig an Urlaubern und feiernden Menschen. "Im Sommer mussten wir das Oberbayern sogar zumachen, weil nix los war. Da waren nur 'normale' Touristen da. Für mich war Mallorca damals das Paradies."

Der Wandel habe dann schleichend begonnen und bis heute angehalten. "Im vergangenen Jahr hab ich echt überlegt, ob ich hier wegziehe." Es seien vor allem die steigende Kriminalität und die Zügellosigkeit der Urlauber, die sie zusehends traurig stimmen würden. "Die machen überall hin und vergessen sich komplett." Die Playa-Kultwirtin wünscht sich daher für die Zukunft vor allem weniger Touristen, um die Lebensqualität für alle zu erhalten – mehr Respekt vor der Natur und den Mallorquinern. Statt immer mehr Masse müsse man zurück zu Qualität und Ruhe – für Anwohner und Urlauber.

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