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GASTRONOMIE

"Getrennt, bitte!": Restaurants auf Mallorca wollen Schluss mit der "deutschen" Einzelrechnung an den Tischen machen

Warum die Gastronomen jetzt fordern, dass ihre Gäste wieder gemeinsam zahlen

Ein Kellner bei der Arbeit auf Mallorca | Foto: Josep Bagur Gomila

| Mallorca |

Auf Mallorca wollen immer mehr Wirte die aus Deutschland bekannte Einzelabrechnung im Restaurant abschaffen. Während es dort selbstverständlich ist, dass jeder Gast nur sein Gericht bezahlt, stoßen solche "Sonderwünsche" auf der Insel zunehmend auf Widerstand.

Tradition im Wandel

Lange war es auf Mallorca üblich, dass ein Tisch eine gemeinsame Rechnung erhält – wer was zahlt, klärten die Gäste untereinander. Doch inzwischen verlangen immer mehr Einheimische wie Touristen Einzelrechnungen. "Einige wollen den Wein nicht bezahlen, andere nur ihre Vorspeise – das macht alles komplizierter", erklärt Juanmi Ferrer, Präsident des Gastgewerbeverbands CAEB Restauración. Die Folge: Kellner verbringen viel Zeit mit Rechenarbeit. Immer öfter bleiben Posten offen, weil am Ende doch keiner zahlen will. Für die Gastronomen ein Ärgernis – nicht nur, weil es die Kasse belastet, sondern auch, weil in vielen Betrieben sowieso schon chronischer Personalmangel herrscht.

Kellner als Buchhalter

"Die Leute wollen mit Karte zahlen, teilen den Betrag auf und dann fehlen plötzlich ein paar Euro. Früher war das einfacher – die meisten zahlten bar", sagt Ferrer. Inzwischen würden nur noch 30 bis 40 Prozent der Gäste mit Bargeld bezahlen. Das erschwert die Abrechnung zusätzlich. Deshalb fordern die Restaurantbesitzer jetzt ein Umdenken: Eine Rechnung pro Tisch – wer was zahlt, soll am besten über Bezahldienste wie Bizum zwischen den Tischgästen selbst geregelt werden. Für das Personal wäre das eine große Entlastung, betont Ferrer. Einzelrechnungen seien zwar kundenfreundlich, aber im Alltag für viele Restaurants aufwendig und fehleranfällig.

Personalmangel verschärft das Problem

Hinzu kommt: Viele Lokale auf Mallorca kämpfen seit der Pandemie mit einem eklatanten Mangel an Arbeitskräften. Nicht wenige müssen ihre Öffnungszeiten einschränken, weil das Personal fehlt. „Die Löhne sind nicht das Problem“, betont Ferrer. Mit einem Nettomindestlohn von 1700 Euro liege man im nationalen Vergleich weit vorn. Doch gerade in saisonalen Betrieben, die nur ein paar Monate im Jahr öffnen, ist es schwer, genug Servicekräfte zu finden. Dieses Dilemma betrifft nicht nur Restaurants, sondern nahezu alle Branchen auf der Insel. Die Gastronomen hoffen nun auf das Verständnis ihrer Gäste: Statt jeden Salat einzeln zu kassieren, soll künftig wieder nach alter mallorquinischer Art am Tisch abgerechnet werden – alles andere sei schlicht nicht mehr zu stemmen.

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