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"Eitler als in Köln" – Was Mallorcas Männer heimlich machen

In Palmas Schönheitskliniken entsteht ein neuer Typ Mann: trainiert, gelasert, gestrafft – und stolz darauf. Was dahintersteckt? Mehr als Ego-Politur

Auch auf Mallorca legen sich immer mehr Männer unters Skalpell | Foto: Kay Kirchwitz/ starpress.de

| Palma, Mallorca |

Mallorca, die Insel der Sonne, des Meers – und neuerdings der Männer, die ihr Spiegelbild so ernstnehmen wie einen perfekt ausgeklügelten Businessplan. Früher reichte Sport, ein bisschen Gesichts-creme und die richtige Sonnenbrille. Heute sitzen gestandene Herren in der Praxis von Dr. Mariana Ostrerova in Palma und besprechen ihre Oberlider, Bauchfalten und Jawline, als handele es sich um den Börsengang einer Aktie. "Ein Drittel meiner Patienten sind Männer – und hier sind sie deutlich eitler als in Köln", sagt die russische Chirurgin mit einem veschmitzten Lächeln. Eitel? Ja, zum Teil sehr. Die Herren trainieren, essen gesund, und trotzdem sitzen sie bei ihr, weil der Bauch nicht verschwindet oder die Lider hängen.

Die Schönheitschirurgin betreibt seit Anfang 2024 eine eigene Klinik in Palma

Schwerpunkt: Gesicht, Brust und Körper

Ostrerova, die nach Köln und über die Liebe nach Mallorca kam, hat ihre Klinik Anfang 2024 eröffnet. Sie praktiziert vor allem Gesicht, Brust und Körper, unterstützt von einem Kollegen, der Nasenoperationen übernimmt. Ihr Portfolio liest sich wie eine Mischung aus Wunschliste und Toolbox für Perfektion: Brustvergrößerungen, -verkleinerungen, rekonstruktive Brustchirurgie, Bauchdeckenstraffungen, Fettabsaugungen, Facelifts, Oberlid- und Unterlidkorrekturen, Botox und Füllungen. Alles, was Männer (und Frauen) jünger, frischer, definierter erscheinen lässt.

"Die Männer kommen meist, weil sie wissen, dass sie etwas verändern wollen, aber oft nicht genau, was", erklärt Ostrerova. Sie schaut das Gesicht genau an, analysiert die Mittelgesichtspartie, Oberlider und Kinnlinie und sagt dann, welche Eingriffe sinnvoll sind. Botox für Krähenfüße oder Zornesfalten, Lidstraffung, Facelifts – alles Werkzeuge, um müde, abgesackte Gesichter zu beleben. Wer nur Sport macht, gesund isst und trotzdem ungeliebtes Fett behält, für den gibt es minimalinvasive Alternativen wie die Sculpting-Maschine, die Fett reduziert und Muskeln aufbaut – ein "30-Prozent-Fett-weg-Zauberer", wie Ostrerova schmunzelnd erklärt.

Wollen Männer einen strammeren Bauch werden sie an die Sculpting-Maschine angschlossen, die Fett reduziert und Muskeln aufbaut

Die meisten Männer wollen Oberlidkorrekturen

Bei Männern sind Oberlidkorrekturen die Spitzenreiter, gefolgt von Bauchfettabsaugungen, Botox im Kinn- und Jawline-Bereich, Facelifts und Haarbehandlungen. Frauen haben häufig andere Prioritäten: Brustoperationen, Oberlidstraffung, Botox, Bauchdeckenstraffung und Nasenkorrekturen. "Der Unterschied liegt oft in der Motivation", sagt Ostrerova. Frauen bringen häufig Bilder von Models oder Influencern mit, während Männer ihr Vertrauen in ihre Ärztin setzen: "Sie fragen mich, was ich empfehle. Und ich sage ihnen, was sinnvoll ist. Damit sind sie meistens einverstanden."

Auch bei der Pflege zeigt sich der Unterschied. Männer kommen regelmäßig, halten sich exakt an die empfohlenen Termine, wiederholen minimal-invasive Behandlungen exakt nach Plan. Frauen dagegen experimentieren, kommen nach einem Jahr oder zwei, oder gar nicht – die Planmäßigkeit männlicher Patienten überrascht selbst die erfahrene Chirurgin.

Die Mallorca-Männer gehen weit über einfache Faltenbehandlungen hinaus: Haare werden mit Eigenblutserum gestärkt, Geheimratsecken behandelt, Hautqualität optimiert, Halspartien gestrafft. „Sie wollen, dass alles stimmt – Jawline, Halskontur, Augenpartie. Viele Frauen nehmen nicht alles mit. Aber Männer hingegen lassen sich inzwischen auf das volle Programm ein”, so Ostrerova. Motto: Die Herren der Schöpfung wollen alles, und sie bekommen alles – solange es medizinisch vertretbar ist.

Gesellschaftlicher Wandel erzeugt neue Idealvorstellungen

Was die Eitelkeit der Männer antreibt, ist nicht nur das Bedürfnis nach einem ästhetischen Upgrade, sondern ein gesellschaftlicher Wandel. Traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit haben an Gewicht verloren. Heute gilt Selbstpflege als Selbstbewusstsein, Schönheit als Ausdruck von Kontrolle und Stil. Instagram, Hollywood, Fitness-Influencer – all das trägt dazu bei, dass Männer offen über Behandlungen sprechen, Botox oder Lidstraffungen nicht mehr verbergen, sondern sogar stolz präsentieren.

Dabei ist Ostrerova streng: Abnehmspritzen für gesunde Männer lehnt sie ab. „Wenn der Bauchumfang im grünen Bereich liegt und es keine gesundheitliche Indikation gibt, mache ich das nicht. Manche wollen nur ‚trocken’ aussehen, alles Muskeln und Haut, das ist nicht gesund”, erklärt sie. Nur bei medizinischer Notwendigkeit oder deutlichem Übergewicht wird operiert. Die Konsequenz ihrer Patienten sei oft beeindruckend: „Sie kommen genau nach Plan zurück, halten sich an Termine, folgen meinen Empfehlungen.”

So wird Mallorca zum Spiegelbild einer neuen Eitelkeits-Ära: Männer, die ihre Konturen wie ein Kunstwerk betrachten, die ihr Spiegelbild genauso pflegen wie ihr Auto, ihre Yacht oder den Gin-Tonic am Abend. Sie lassen Augenlider straffen, Fett absaugen, Kinnlinien schärfen – alles, um jung, frisch und selbstbewusst zu wirken. Ostrerova fasst es charmant zusammen: „Am Ende wollen alle dasselbe: frisch aussehen. Und wenn der Spiegel dann zehn Jahre jünger grüßt, ist es nicht nur ein neues Gesicht, sondern ein neues Lebensgefühl – mit einem Hauch von Luxus, Ironie und einer Prise Eitelkeit.”

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