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OKUPAS

"Wir wissen nicht, wohin": So leben illegale Hausbesetzter in einer ehemaligen Ferienanlage auf Mallorca

Weil es unmöglich sei, eine Wohnung zu mieten, leben einige Okupas in den verlassenen Gebäuden im Osten der Insel

Bei der besetzten Mallorca-Immobilie handelt es sich um den Komplex "Espigol Beach" in Son Bauló, der schon seit Jahren verwahrlost ist und leersteht | Foto: Fernando Fernández

| Son Bauló, Mallorca |

Es ist ein bekanntes Problem auf der Insel: Eine ehemalige Ferienanlage im beliebten Urlaubsort Can Picafort im Osten Mallorcas ist schon seit Monaten von Okupas besetzt. Jetzt haben sich die illegalen Hausbesetzer verteidigt und sprachen mit der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" über ihre Lebensumstände. "Wir wollen keine Probleme machen. Wir sind hier, weil wir keinen anderen Ort haben, wo wir hingehen könnten. Eine Wohnung zu mieten, ist unmöglich", so ein Bewohner.

Bei der besetzten Immobilie handelt es sich um den Komplex "Espigol Beach" in Son Bauló, der schon seit Jahren verwahrlost ist und leersteht. Ursprünglich war er auf eine touristische Nutzung ausgerichtet, die Ap­par­te­ments sollten an Urlauber vermietet werden. Später war die Nutzung als Wohngebäude angedacht und die Wohnungen sollten verkauft werden – allerdings ohne Bewohnbarkeitsgenehmigung und außerhalb der städtebaulichen Ordnung. Dennoch hängen "Se vende"-Schilder an einigen Fenstern.

Die meisten der Okupas in Son Bauló stammen aus Afrika, einige sind illegale Einwanderer, aber es gibt auch Spanier und Menschen anderer Nationalitäten. In den besetzten Wohnungen leben viele Familien mit Kindern, einige sogar mit Babys. Ein Mann, der als Sprecher der Okupas auftritt, verteidigt sich und seine Nachbarn. Man versuche, den Gebäudekomplex "innen und außen" sauber zuhalten. "Wir haben viele Müllsäcke mit Abfällen und Blättern von der Straße gesammelt ... Wir wollen hier keine gefährlichen Menschen", sagt er.

In der seit Jahren verwahrlosten Anlage gibt es auch einen Pool, der zum Problem geworden ist. Fotos: FF

Dennoch gebe es in der besetzen Anlage im Osten Mallorcas einen Problemherd: den Pool. Über Jahre haben sich in dem Becken Schmutz und stehendes Wasser angesammelt – ein Nährboden für Insekten, der wiederum ein Gesundheits- und Hygieneproblem darstellt. "Wir bitten die Stadtverwaltung, den Pool abzudecken", so einer der Okupas. Man wolle das Vorhaben auch finanziell unterstützen.

"Wir wollen leben wie alle anderen. Aber wir können keine Wohnung bezahlen; die Preise sind für Menschen wie uns einfach unmöglich", erklären die Besetzer der Ferienanlage im Osten Mallorcas. Erneut wendet sich der Sprecher der illegalen Hausbewohner in dem "Ultima Hora"-Interview an die Stadtverwaltung: Man bitte die Behörden – insbesondere das Rathaus von Santa Margalida – "alles zu tun, um die Situation zu regulieren, denn hier leben Menschen, keine Tiere." Man habe zudem ein gutes Verhältnis mit der Lokalpolizei sowie Guardia Civil.

Die Wohnungsnot auf Mallorca ist groß

Die Wohnungsnot auf Mallorca ist in den vergangenen Jahren zu einem wachsenden Problem geworden. Nicht nur in der Inselhauptstadt Palma de Mallorca leben Menschen in illegalen Siedlungen beispielsweise an der Ringautobahn Vía de Cintura, sondern auch in Wohnmobilen und gar Zelten in Parks. Dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum zur Miete gibt, ist für viele Residenten ein ernsthaftes Problem. Sogar Menschen mit geregeltem Einkommen finden kaum eine eigene Wohnung, wie etwa dieser Fall: Miet-Wahnsinn auf Mallorca: Diese Mutter muss trotz solidem Gehalt in einer 12er-WG leben.

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