Wenn über den Wolken die Freiheit Richtung Mallorca grenzenlos sein soll, dann bitte ohne brennende Akkus. Wer in diesen Tagen mit den Fluggesellschaften Lufthansa oder Eurowings auf die Insel fliegt, könnte schon beim Sicherheitsbriefing stutzen: "Bitte behalten Sie Ihre Powerbank während des gesamten Fluges in Sichtweite." Klingt harmlos. Aber die Ansage hat es in sich – und wirft Fragen auf. Vor allem: Seit wann darf man sein Smartphone-"Rettungsgerät" nicht mehr einfach in der Tasche verschwinden lassen?
Spätestens seit ein Airbus A321 der südkoreanischen Airline Air Busan im Januar nach einem Feuer im Handgepäckfach zum Totalschaden wurde – mutmaßlich ausgelöst von einer Powerbank – hat die Flugbranche ein neues Sicherheitsobjekt der Begierde: die mobile Ladestation für unterwegs.
Neue Regeln, alter Akku
Die Airlines, so scheint es, haben eine stille Panik vor Lithium. Powerbanks, technisch gesehen kompakte Hochleistungsbatterien, stehen in der Flugbranche längst auf der Liste potenziell gefährlicher Güter. Nach einem Bericht der auf Flugverkehr spezialisierten Online-Nachrichtenplattform www.aerotelegraph.com dürfen sie weder im aufgegebenen Gepäck reisen, noch unbeobachtet bleiben. Das ist keine neue Erfindung von Eurowings, sondern basiert auf den Richtlinien der internationalen Luftfahrtbehörde Icao. Nur: Während man bei EasyJet oder Ryanair noch in aller Ruhe mit halb ausgepacktem Ladekabel im Schoß vor sich hin dösen darf, herrscht bei Lufthansa-Tochter Eurowings neuerdings ein regelrechter Sichtzwang.
Ein Sprecher der Airline bestätigt: "Bei Nutzung einer Powerbank zum Laden von elektronischen Geräten muss sich diese in Sicht- und unmittelbarer Reichweite befinden." Wer auf dem Flug nach Palma de Mallorca mit einem Akku unter dem Vordersitz erwischt wird, riskiert zwar kein Bußgeld – aber immerhin ein Stirnrunzeln der Crew. Und womöglich eine freundlich-ernste Erinnerung aus dem Lautsprecher, die an eine Mischung aus Brandschutzbelehrung und Helikopter-Mutter erinnert: „Powerbank immer schön im Auge behalten!“
Der Ernst des fliegenden Alltags
Was nach deutscher Gründlichkeit im Luftverkehr klingt, ist tatsächlich eine Reaktion auf reale Risiken. Lithium-Ionen-Akkus können überhitzen, Feuer fangen oder im schlimmsten Fall sogar explodieren – besonders, wenn sie beschädigt sind oder zu stark entladen werden. Was im Wohnzimmer schlimm genug wäre, kann in einer Druckkabine schnell zur Katastrophe führen. Die Gefahr ist nicht neu. Doch jetzt wird sie flächendeckend akustisch untermalt.
Dass die Lufthansa-Gruppe dabei offenbar nicht ganz einheitlich agiert, sorgt für Irritation. Während man sich bei Eurowings bereits mit konkreten Sicherheitshinweisen rüstet, heißt es bei der Konzernmutter lediglich, das Thema sei „seit Jahren Bestandteil besonderer Bordansagen“ – Änderungen seien „nicht geplant“. Insider berichten jedoch, dass die konkrete Ansage zum Sichtkontakt mit der Powerbank sehr wohl neu sei. Man wolle wohl kein offizielles Regelwerk ändern, aber den Umgang der Passagiere mit Technik auf dezente Weise schärfen.
Vorsicht, Kabelsalat!
Was das konkret für Reisende bedeutet? Erstens: Das geliebte Ladegerät darf zwar mit in die Kabine – aber eben nur unter Aufsicht. Zweitens: Wer seine Powerbank auflädt, riskiert Ärger. Denn das ist an Bord ausdrücklich verboten. Gemeint ist nicht das Aufladen des Handys mit Powerbank, sondern das Laden der Powerbank selbst über einen USB-Anschluss im Sitz. Also Finger weg vom Strom – zumindest in die eine Richtung.
Die Vorschriften des Airline-Dachverbands Iata sind ohnehin in vielen Punkten strenger als die Icao-Mindeststandards. Und Airlines wie Eurowings machen davon zunehmend Gebrauch. In einem sicherheitsbewussten Umfeld mag das sinnvoll erscheinen – für den sonnenhungrigen Mallorca-Pendler bedeutet es aber vor allem eines: noch eine Checkliste mehr im Kopf. Neben Reisepass, Flüssigkeitsbeutel und Boardingpass eben auch: Akku gesichert, aber sichtbar.
Besonders relevant ist das für die Hunderttausenden Passagiere, die mit Eurowings regelmäßig nach Mallorca reisen. Die Airline gehört zu den wichtigsten Verbindungen zwischen Deutschland und der Baleareninsel. Wer am Gate in Hamburg, Düsseldorf oder Stuttgart sein Handy nachlädt, sollte spätestens beim Einstieg nach Palma wissen: Das Kabel darf weiter genutzt werden – aber die Powerbank darf nicht unbeaufsichtigt verschwinden.
Ein Crew-Mitglied bringt es auf den Punkt: „Solange wir sehen, dass der Akku auf dem Klapptisch liegt, ist alles in Ordnung. Wird’s zu kreativ mit der Aufbewahrung, sagen wir was.“ Es bleibt also entspannt – aber unter Beobachtung. Die neue Ansage mag unauffällig klingen, ihre Wirkung entfaltet sie trotzdem. Willkommen im Zeitalter der Akkudisziplin: Wer fliegt, darf laden – aber bitte mit offenen Augen.