Mallorca gilt als Urlaubsparadies – doch wer hier lebt, kämpft zunehmend mit unbezahlbarem Wohnraum. Das zeigt ein aktueller Bericht des Immobilienportals Idealista deutlich: Mit durchschnittlich 1917 Euro pro Quadratmeter war Sa Pobla im Juni die günstigste Gemeinde der Balearen. Klingt zunächst nach einer guten Nachricht – ist aber in Wahrheit ein Alarmsignal.
Denn selbst als billigste Option auf Mallorca bleibt Sa Pobla teurer als jede andere billigste Gemeinde in Spaniens autonomen Regionen. Zum Vergleich: In Almadén (Ciudad Real), dem günstigsten Ort Spaniens, kostet der Quadratmeter nicht einmal 340 Euro. Eine Differenz, die die strukturelle Schieflage der Insel schonungslos offenlegt.
Ferieninsel statt Wohnraum
Die Zahlen lassen wenig Spielraum für Optimismus. Zwar liegt der Quadratmeterpreis in Sa Pobla ganze 62 Prozent unter dem Durchschnitt der Balearen – dieser liegt bei knapp 5000 Euro und ist damit der höchste Wert im ganzen Land. Doch auch das "Schnäppchen" Sa Pobla ist für viele unerreichbar. Wer nicht erbt oder längst Eigentümer ist, hat kaum Chancen, sich hier Wohneigentum zu leisten.
Die Ursachen sind bekannt: Hohe Nachfrage, kaum Neubau, die Vermarktung von Wohnraum als Renditeobjekt – und natürlich der nie endende Touristenstrom. Ausländische Käufer treiben die Preise weiter, Ferienvermietungen entziehen dem Markt dauerhaft Wohnungen. Sozialer Wohnungsbau? Auf Mallorca seit Jahren kaum eine ernstzunehmende Antwort.
Ein Symbol für die Schieflage
Die Entwicklung in Sa Pobla steht exemplarisch für ein Mallorca, das zwischen internationalem Prestige und sozialem Sprengstoff balanciert. Während sich in anderen Regionen Spaniens Familien noch für unter 50.000 Euro ein eigenes Dach über dem Kopf sichern können, bleibt selbst das "billigste" Haus auf den Balearen für viele Einheimische unerschwinglich.
Die Kluft wächst – zwischen Küste und Binnenland, zwischen Touristen und Einheimischen, zwischen Besitzenden und Wohnungssuchenden. Was bleibt, ist ein Markt, der immer mehr Menschen ausschließt. Für eine Insel, die seit Jahrzehnten vom Tourismus lebt, wird die Wohnungsfrage so zunehmend zur sozialen Frage. Und Sa Pobla ist nur ein weiteres Warnsignal, dass sich daran so schnell nichts ändern wird.