Historische Militärfestung in Palma wird "Ort, der nicht existiert"

In "Utopía" stellt Joan Bennàssar seine Skulpturen dort aus, wo einst Soldaten vor Piraten Schutz suchten. Der mallorquinische Künstler erklärt, welchen Sinn Orte haben, die man nie erreicht

Joan Bennàssar: Skulturen im Castillo Sant Carlos

Ausstellung "Utopía"; Zahlreiche Skulturen von Joan Bennàssar bevölkern das Terrain der historischen Militärfestung Castillo de San Carlos in Palma de Mallorca | Foto: Alejandro Sepúlveda

| | Palma, Mallorca |

Das Castillo de San Carlos in Palma de Mallorca hat sich in einen besonderen Ort verwandelt. Der mallorquinische Künstler Joan Bennàssar hat dort am Donnerstagabend seine Ausstellung „Utopía" eröffnet. Dutzende seiner Skulpturen bevölkern nun die Gärten und Plätze der militärischen Anlage am Westkai der Stadt.

Zur Eröffnung erschienen zahlreiche Vertreter aus Politik und Militär. Pedro Vidal, Kultursekretär der Balearen-Regierung, war ebenso anwesend wie Antònia Roca, Vizepräsidentin des Inselrats von Mallorca. Auch Palmas Kulturstadtrat Javier Bonet und der Oberbefehlshaber der Balearen, Fernando Luis Gracia Herréiz, begleiteten den Künstler bei der Eröffnung. Unter den Gästen war auch der Filmproduzent Juan Carlos Caro Gallego, der vor einigen Monaten an diesem Ort eine Aufführung von Berlangas Film „La Vaquilla" organisiert hatte. Bei dieser Gelegenheit betrat Bennàssar zum ersten Mal das Castillo. „Ich war überrascht von dem, was wir haben”, sagte er gestern mit Blick auf die kulturellen Schätze Mallorcas.

Oberbefehlshaber García Herréiz sprach über Bennàssars Werk. Die Skulpturen fügen sich seiner Meinung nach perfekt in die mediterrane und mallorquinische Umgebung ein. „Utopía" sei eine großartige Initiative. Caro Gallego hatte den Militär und den Künstler miteinander bekannt gemacht.

Bennàssar hielt eine Rede über Utopien – Orte, die nicht existieren, deren Vorstellung bereits ihre Unmöglichkeit bedeutet. Utopie heißt wörtlich „Nicht-Ort". „Wenn man zehn oder zwanzig Schritte auf eine Utopie zugeht, entfernt sie sich um weitere zehn oder zwanzig Schritte. Wozu dienen diese Orte”, fragte der Künstler und gab diese Antwort: „Zum Gehen, um weiter voranzukommen.”

Nach seiner Rede führte er die Gäste durch das Castillo. Er erklärte die verschiedenen Skulpturen in den Gärten und Winkeln der Anlage. So bevölkern Dutzende utopischer Werke friedlich einen Ort mit militärischer Bedeutung. Für Bennàssar ist dies Teil einer größeren Mission. Seit Jahren arbeitet er daran, seine Skulpturen auf Mallorca zu verbreiten. „Es ist eine Verpflichtung für mich, meine Skulpturen auf die Straße zu bringen", erklärte er.

Der auf Mallorca geborene Maler und Bildhauer verbindet formalen Primitivismus mit klassischer Subtilität und dem Gestus der Avantgarde. Ihn bewegt die Leidenschaft. Er glaubt, dass Unperfektion Teil der menschlichen Größe und der Kunst ist.

„Die Erinnerungen an meine Kindheit sind die eines Erwachens zur Freude des Schauens auf einer wunderbaren Insel", sagt Bennàssar. Viele Freunde und Familie, Spiele auf der Straße, das Rattern der Nähmaschine seiner Mutter, die Wassermelone aus der kühlen Zisterne, der Geschmack von Salz und Sand vom Meer – das seien seine ersten Utopien gewesen, so der Künstler.

„Utopien beleuchten den Weg und sind eine Art, in die Zukunft zu blicken, ohne auf das zu verzichten, was wir waren. Man muss die Punkte kennen, die uns an die Vergangenheit binden und verstehen, dass das Leben Veränderung ist, führt Bennàssar das Konzept hinter seiner Ausstellung aus.

„Das Castillo de San Carlos wurde einst zum Schutz vor Piraten und Berbern gebaut, die das Mittelmeer unsicher machten. Es ist ein Symbol für Stärke, Verteidigung und Schutz vor dem Ungewissen. Auch Künstler bauen Festungen – mit der Kraft des Wortes, der Form und der Farbe.”

Als Künstler hat Bennàssar einen Beruf gewählt, der, wie er sagt, stets am Rand des Abgrunds entlangführt: zwischen Zweifel und der Notwendigkeit, etwas Wahres zu sagen, mal Angst, mal Offenbarung. Kunst sei immer eine Suche, sagt er. „Vielleicht ist das der Utopie am nächsten: die Möglichkeit, sich ständig neu zu erfinden, Sinn zu schaffen, wo keiner zu sein schien, ein Licht am Horizont zu entzünden.”

Die Ausstellung läuft bis zum 20. Januar 2026.

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