Ein Internet-Video, das eine junge Frau beim Oralsex mit zahlreichen Männern in einer Bar in Magaluf zeigt, hat auf Mallorca einen Sturm der Entrüstung und hektische politische Aktivitäten ausgelöst. In Gesprächen und Sitzungen wird nach Lösungen gesucht, um derartige Auswüchse des Party-Tourismus in dem britisch dominierten Calvià-Ort in den Griff zu bekommen. Eine der Sofortmaßnahmen soll eine Image- und Aufklärungskampagne in Großbritannien sein.
Auch unabhängig von dem Sex-Video machte Magaluf in der vergangenen Woche Negativschlagzeilen. Medienberichten zufolge ist dort erstmals auf Mallorca die Designerdroge Methylendioxypyrovaleron (MDPV) aufgetaucht. Besser bekannt ist die Mixtur aus Badesalzen als "Kannibalen-Droge", weil sie extrem aggressiv und beißwütig machen soll.
In Magaluf werden zwei Notfälle mit der Droge in Verbindung gebracht. Zuletzt war es eine 17-jährige Urlauberin, die von mehreren Polizisten und Sanitätern überwältigt werden musste, weil sie andere und sich beißen wollte. Freundinnen versicherten, dass ihre Begleiterin nur zwei oder drei Drinks, aber wissentlich keine Drogen genommen habe. Vielleicht habe man ihr etwas ins Glas getan.
Für deutlich mehr Wirbel sorgte jedoch das SexVideo im Internet. Möglicherweise entstand die Aufnahme bei einem sogenannten Pub-Crawl in Magaluf, einem organisierten Ausflug von Kneipe zu Kneipe (siehe auch untenstehenden Artikel) . Bei dem Mädchen handelt es sich nach Medienberichten um eine 18-jährige Irin. In britischen Medien wird sie mit den Worten zitiert, dass sie sich betrogen fühle. Ihr seien für die Fellatio-Runde "Holidays" (Ferien) versprochen worden, doch dann habe man sie nur mit einem Drink namens "Holidays" abgespeist. Auf Mallorca ist allgemein von "Oralsex für Drinks" die Rede. Dahinter steckt die Vermutung, dass es sich bei dem schmuddeligen Wettbewerb nicht um einen Einzelfall handelt.
Gemeinde, Hotelvereinigung, Frauenverbände, Balearen-Regierung und Opposition: Kaum eine politische Institution, die sich in den vergangenen Tagen nicht über das "Attentat auf die Menschenwürde" (Ultima Hora) ausgelassen hat. Calviàs Bürgermeister Manuel Onieva hat seine Behörden angewiesen, polizeilich und juristisch zu ermitteln.
Die Balearen-Regierung will am Donnerstag den Tourismusbeirat, in dem zahlreiche Institutionen der Branche vereinigt sind, einberufen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Bereits am Dienstag war der Zwischenfall Thema eines Treffens der spanischen Staatssekretärin für Tourismus, Isabel Borrego, dem britischen Botschafter in Madrid, Simon Manley, und dem balearischen Tourismusminister Jaime Martínez.
Eine der ersten Maßnahmen soll eine Aufklärungskampagne in Großbritannien sein, um den Imageschaden zu begrenzen und potenziellen Gästen zu erklären, dass solche Verhaltensweisen auf Mallorca unerwünscht sind. Außerdem hat die Balearen-Regierung verstärkte Kontrollen in Magaluf angekündigt. Die Hoteliersvereinigung des Ortes hat unterdessen an die Moral der Barbesitzer appelliert und Schwarze Schafe, die Drogenverkauf dulden, öffentlich aufgefordert, ihr Tun zu überdenken.
Für die oppositionelle PSOE im Balearen-Parlament geht das alles nicht weit genug. Das wahre Problem sei das touristische Modell der Inseln, oder besser: das nicht existierende Modell. Es müsse endlich in ein solches investiert werden.
Die Vorkommnisse in Magaluf sind auch in mallorquinischen Familien ein Thema, weil die berühmt-berüchtigte "Punta Ballena" und die Diskotheken des Ortes eine große Anziehungskraft auf einheimische Jugendliche ausüben. Immer mehr Eltern versuchen jetzt zu verhindern, dass ihr Nachwuchs sich in Magaluf vergnügt.
Ins Bild vom zügellosen Magaluf passt auch eine neue "Mode", über die die Zeitung "Ultima Hora" berichtet. Demnach reißt es ein, dass junge Männer splitterfasernackt durch die berühmte Kneipenstraße "Punta Ballena" flanieren, um möglichst schnell mit Frauen in Kontakt zu kommen. Außerdem wurde wiederholt beob-achtet, wie junge Frauen betrunkene Männer entkleidet haben. Wie heutzutage üblich, werden die Aktionen stets per Handy gefilmt und dann über die sozialen Netzwerke verbreitet. Die Polizei musste mehrfach eingreifen.