Nach einem nächtlichen Anschlag auf das Tourismusministerium auf Mallorca sucht die spanische Nationalpolizei mit Hochdruck nach den Tätern. Offenbar vermummte Mitglieder der radikalen Jugendorganisation Arran hatten in den frühen Morgenstunden des Samstags die Fassade des Ministeriums in der Calle Montenegro in Palma mit schwarzer Farbe beschmiert und ein urlauberfeindliches Video in sozialen Netzwerken veröffentlicht.
Die Ermittler werten derzeit Überwachungskameras in der Umgebung aus. Es soll sich um eine koordinierte Aktion handeln: Mindestens vier bis fünf junge Personen waren offenbar beteiligt – eine sprühte, während andere als "Posten" die Zugänge absicherten, um unbemerkt zu bleiben. Noch am selben Tag entfernte die städtische Reinigungsfirma Emaya die Parolen, die auf dem denkmalgeschützten Gebäude prangten. Am deutlichsten sichtbar war der Schriftzug: "Culpables de la nostra misèria" – "Schuldig an unserem Elend". Auch Tür und Plakette wurden beschädigt.
Öffentliches Bekenntnis auf X – und neue Eskalationsstufe
Die Gruppierung Arran Mallorca veröffentlichte wenige Stunden später ein Video auf der Plattform X (ehemals Twitter), das den Vandalismus dokumentiert. Darin marschieren mehrere Vermummte gezielt zum Gebäude des Ministeriums und sprühen die Botschaft auf die Fassade. Eine Off-Stimme ruft darin zur Mobilisierung gegen den Massentourismus auf. "Die mallorquinische Gesellschaft verlangt Schrumpfung", heißt es. "Wir sind nicht stolz darauf, dass man unsere Insel verkauft hat. Wir haben genug – und wir sind bereit, uns zur Wehr zu setzen."
In der zweiten Hälfte des Clips zeigt sich Arran noch kämpferischer: Es werden Fotos von prominenten Hotelunternehmern wie Gabriel Escarrer, Miquel Fluxà und Pedro Simón Barceló verbrannt – ebenso das Bild der Präsidentin der Balearen, Marga Prohens. "Die Politiker stellen wirtschaftliche Interessen über unsere Leben und verschenken Mallorca an privates Kapital." Die Aktion endet mit dem Slogan: "Mit dem Tourismus verlieren wir. Jugend, organisiere dich."
Regierung zeigt klare Kante
Die balearische Landesregierung hat gegen die Täter Strafanzeige bei der Nationalpolizei gestellt. Tourismusminister Jaume Bauzà (PP) verurteilte den Vorfall scharf: "Das war ein gezielter und vollkommen inakzeptabler Angriff auf den Tourismus – die wichtigste wirtschaftliche Säule unserer Inseln." Seit geraumer Zeit, so Bauzà, erleide der Tourismus eine "ungerechte und dauerhafte Kampagne der Anfeindung". Kritik sei legitim, so der Minister, "aber Gewalt und Vandalismus werden wir niemals dulden". Die Stadt Palma wies zudem darauf hin, dass es sich bei dem betroffenen Ministerium um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt – der Schaden sei erheblich.
Eskalation in angespanntem Klima
Die Aktion von Arran trifft auf eine ohnehin aufgeheizte Stimmung auf Mallorca. Angesichts der zunehmenden Touristenzahlen und spürbarer Wohnraumknappheit wächst auf der Insel der Unmut über den Massentourismus. In den vergangenen Wochen war es bereits in der Gemeinde Santanyí zu deutschfeindlichen Parolen an Fassaden gekommen. Auch in Deutschland stießen diese Aktionen auf klare Ablehnung. Politiker sprachen von einem "inakzeptablen Umgang mit Gästen".
Arran, eine linksradikale Jugendorganisation mit Nähe zur katalanischen Unabhängigkeitsbewegung, ist bereits mehrfach mit drastischen Aktionen aufgefallen. Zuletzt filmten Mitglieder sich selbst dabei, wie sie das Türschloss einer Ferienwohnung in Palma zerstörten – aus Protest gegen den Wohnraummangel auf der Insel.