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Finca-Schwindel

"Absolute Katastrophe": Mallorca-Urlauber warten auf tausende Euro von deutschem Ferienfinca-Vermittler

Bei den Buchungsportalen "Fincaurlaub" und "Luxury Hideaway“ sollen Rückzahlungen in sechsstelliger Höhe ausstehen. Das rät der Verbraucherschutz mutmaßlichen Opfern

Geplatze Urlaubsträume und möglicherweise veruntreute Gelder ärgern zahlreiche Mallorca-Urlauber und Immobilienbesitzer. Auch Angestellte erheben schwere Vorwürfe gegen den Inhaber von "Fincaurlaub“ sowie „Luxury Hideaway“. (Symbolbild) | Foto: www.istockphoto.com/castenoid

| Mallorca |

Der Mallorca-Urlaub ist geplatzt, die Ferienfinca storniert und das Geld erst einmal weg – zahlreiche Kunden der Vermittlungsportale "Fincaurlaub.de" sowie "Luxury Hideaway" bangen weiterhin um ihre Rückzahlungen in Höhe von tausenden Euro. Nachdem das Mallorca Magazin über die Vorwürfe gegen Jochen S., dem deutschen Inhaber der Buchungsportale, als erstes Medium berichtet hatte, meldeten sich noch mehr mutmaßlich Geschädigte in der Redaktion.

Eine von ihnen ist Claudia F. (Name von der Redaktion geändert). Für eine Traumfinca auf Mallorca hatte auch sie – wie viele andere Urlauber – knapp 6000 Euro angezahlt. Doch das Geld wurde nie an die Immobilieneigentümer auf der Insel weitergeleitet. Stattdessen wurde zwar ihr Familienurlaub storniert, doch ihre Zahlung hat sie nie zurückerhalten. Im Raum steht in Dutzenden Fällen der Vorwurf der Veruntreuung von Geldern. Wie auch weitere Geschädigte hat Claudia F. gegen den deutschen Vermittler und Geschäftsmann Jochen S. Anzeige erstattet.

Auch Besitzer von Ferienfincas betroffen

Betroffen sehen sich auch Anbieter von Fincas. "Wir sind immer wieder vertröstet worden", erzählt ein anderes mutmaßliches Opfer aus Süddeutschland. Seit einiger Zeit besitzt die Frau eine Luxusfinca im Süden der Insel, die sie über "Luxury Hideaway" als Ferienimmobilie angeboten hatte. Nunmehr seit Wochen wartet sie auf eine Überweisung in Höhe von rund 5000 Euro, die ihr Jochen S. persönlich zugesichert hatte. "Passiert ist natürlich nichts".

MM hat den Beschuldigten Jochen S. mit den Vorwürfen konfrontiert. "In den nächsten 14 Tagen wird alles komplett ausgezahlt. Das ist Fakt", verspricht der deutsche Geschäftsmann und räumt ein, es habe "Liquiditätsprobleme" gegeben. Seine Firmen befinden sich demnach in einer "finanziellen Umstrukturierung", die "länger gedauert" habe als ursprünglich angenommen. Nun sei ein neuer Investor an Bord. Einen Teil der Immobilienbesitzer, die auf ihre Gelder warten, habe man "schon ausgezahlt", betont der Fincavermittler. Von gegen ihn erstatteten Anzeigen sowie Ermittlungen einer Münchener Staatsanwaltschaft will Jochen S. nichts wissen: "Davon habe ich nichts mitbekommen."

"Eine absolute Katastrophe"

Einige Angestellte und ehemalige Mitarbeiter auf Mallorca und in Spanien schildern die Lage im Unternehmen jedoch ganz anders: "Die Situation ist eine absolute Katastrophe", meint eine Mitarbeiterin der Buchungsportale. Denn nicht nur Urlauber, sondern auch Angestellte sowie Geschäftspartner erheben schwere Anschuldigungen gegen Jochen S. und werfen dem Geschäftsmann Insolvenzverschleppung vor. Zudem seien Sozialversicherungsbeiträge nicht gezahlt worden, Gehaltszahlungen und Provisionen stünden ebenfalls aus.

Immer wieder habe Jochen S. seinen Gläubigern persönlich versprochen, alle offenen Zahlungen zu begleichen. "Das ist natürlich nicht passiert, stattdessen wurden wir wieder nur vertröstet. Es kann so nicht weitergehen", sagt die Mitarbeiterin.

Verbraucherzentrale rät: Anzeige erstatten

Was vor allem betroffene Urlauber tun können, wenn ihre Fincareservierungen storniert und die geleisteten Anzahlungen nicht zurückerstattet werden, weiß die Verbraucherzentrale Bayern. Eine Pressesprecherin erklärt: "In solchen Fällen sollte man keine Scheu haben, Anzeige zu erstatten. Insbesondere, wenn es um einen Straftatbestand geht, sollte man sich nicht abwimmeln lassen." Die geschilderten Fälle der Buchungsportale „Fincaurlaub" sowie "Luxury Hideaway" ordnet die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale als "gestörtes Vertragsverhältnis" ein. Man stehe Geschädigten mit Beratung zur Seite. "Wenn es eine Betrugsmasche sein könnte, sollte man diese Fälle auf jeden Fall bei der Polizei anzeigen, damit entsprechende Ermittlungen eingeleitet werden können", betont sie. Auch der Gang zum Rechtsanwalt sei ratsam.

Zudem ist die Niederlassung des Fincavermittlers "Luxury Hideaway" in Santa Ponça im Südwesten Mallorcas seit Wochen geschlossen, mittlerweile sei sogar der Strom abgestellt worden – wegen offener Rechnungen. Deshalb sei auch das Mietverhältnis gekündigt worden. Der Inhaber Jochen S. hingegen sagt auf Nachfrage von MM: "Der Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet, wir suchen nun nach einer neuen Immobilie für unser Büro. Der Standort auf Mallorca bleibt in jedem Fall bestehen."

Die Buchungsportale sind noch aktiv

Unterdessen sind die Buchungsportale online noch aktiv. Allerdings würden eingehende Reservierungsanfragen für Fincas auf Mallorca und Ibiza mit einer vorgefertigten E-Mail beantwortet und auf diese Weise abgewehrt, berichtet ein Mitarbeiter. Das habe das Team eigenmächtig, entschieden, um nicht für "noch mehr Chaos" zu sorgen.

Bereits im Laufe dieser Woche werde eine deutsche Familie, die einen fünfstelligen Betrag gezahlt hatte, für ihren Urlaub nach Mallorca reisen, erzählt der Angestellte. Was diese Familie bisher aber nicht weiß: Auch ihre Gelder sind nicht an den Fincaeigentümer weitergeleitet worden. Möglicherweise werden dann auch diese Urlauber vor verschlossenen Türen stehen oder gar eine erneute Zahlung an den Immobilienbesitzer leisten müssen, um ihren Urlaub doch noch zu retten.

Währenddessen wartet Claudia F. noch immer auf eine Rückzahlung in Höhe von rund 6000 Euro. Gegenüber MM betont sie: "Wir lassen nicht locker, bis wir unser Geld zurückerhalten haben."

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