Es ist bereits seit Jahren ein offenes Geheimnis: Mallorca hat in den vergangenen Jahren einen Boom an asiatischen Massagesalons erlebt, in denen in vielen Fällen statt Wellness vor allem Sex angeboten wird. Eine neue Dokumentation des deutschen Auslandsrundfunks "Deutsche Welle" beschäftigt sich jetzt mit diesem Thema, dafür hat sich das Reporterteam sogar undercover in entsprechende Etablissements gewagt.
Bei einem der Lokalbesuche in Palma de Mallorca wurden dem Reporter – der mit versteckter Kamera unterwegs war – nicht nur klassische Behandlungen angeboten, sondern auch konkrete sexuelle Leistungen inklusive Preisangaben. Auf den Aufnahmen ist zu hören, wie eine Mitarbeiterin sagt: "Handjob kostet 50 Euro, ein Blowjob 100 Euro." Zudem schlägt sie vor, bei Interesse auch "weitere Frauen dazuzubuchen". Auffällig waren kleine Innenräume mit Betten anstelle von Massageliegen, was die Einschätzung bestätigte, dass diese Etablissements nicht primär der Entspannung dienen.
Ehemalige Mitarbeiterin berichtet von Gewalt
Eine Frau, die früher in einem der Salons beschäftigt war und deren Stimme in der Reportage aus Sicherheitsgründen verfremdet wurde, schildert systematische Missstände. Sie berichtet, dass Beschäftigte wiederholt körperliche Übergriffe erleiden mussten und dass es Fälle von Vergewaltigungen gegeben habe, die nicht zur Anzeige gebracht worden seien. "Wenn du versuchst, nur etwas Geld vor ihnen zu verstecken, schlagen sie dich", erzählt sie in dem Beitrag. Außerdem seien Frauen als Strafe zeitweise eingesperrt und vergewaltigt worden.
Trotz der Hinweise fällt es der Polizei auf Mallorca schwer, gegen diese Art der Ausbeutung vorzugehen. Denn Prostitution ist in Spanien zwar nicht illegal, aber weitgehend unreguliert – es gibt weder eine einheitliche gesetzliche Grundlage noch klare arbeitsrechtliche Standards. Der Verkauf sexueller Dienstleistungen ist erlaubt, solange er nicht durch Dritte organisiert wird. Sobald jedoch Dritte – also etwa Betreiber eines Massagesalons – mitverdienen, kann dies als Zwangsprostitution oder Menschenhandel gewertet werden.
NGOs fordern mehr Prävention
Hilfsorganisationen und Sozialarbeiterinnen betonen, dass kurzfristige Schließungen von Lokalen allein das Problem nicht lösen. Sie plädieren für verstärkte Schutzkonzepte für Betroffene und Präventionsarbeit. Auch juristisch fordern sie mehr Klarheit, damit Frauen aus Angst vor Repressalien ihre Aussage nicht verweigern.
Versteckte Prostitution ist auf Mallorca schon seit Jahren ein bekanntes Problem. Vor allem in den vergangenen Jahren haben sich in einigen Stadtteilen von Palma, unter anderem Son Armadans und El Terreno, Massagesalons gehäuft, in denen auch Sexarbeit angeboten wird. Es gab bereits Proteste von Anwohnern sowie Anwohnervereinigungen. Lokale dieser Art gibt es aber auch in den Partyhochburgen der Insel, wie etwa an der Playa de Palma und in Magaluf.