Auf Mallorca häufen sich in letzter Zeit kleine Betrügereien, die sich vor allem auf Online-Verkaufsplattformen wie Milanuncios oder Wallapop abspielen. Was für viele Einwohner der Insel ein digitaler Marktplatz für gebrauchte Autos, Möbel oder Häuser ist, wird zunehmend zur Bühne für gewiefte Betrüger. Wie die spanischsprachige MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtete, tarnen sich Kriminelle immer häufiger dort als scheinbar seriöse Käufer, um arglose Verkäufer um ihr Geld zu bringen.
Einer, der das am eigenen Leib erfahren hat, ist Julio Rubí, ein aus Uruguay stammender DJ, der in Muro in der Inselmitte lebt. Gleich zweimal wurde in den vergangenen Wochen versucht, ihn hereinzulegen, nachdem er sein Auto im Internet zum Verkauf angeboten hatte. Kaum hatte er die Anzeige veröffentlicht, meldete sich ein angeblicher Interessent aus Andalusien. Der Mann erkundigte sich nach Details zum Fahrzeug, zeigte sich sofort kaufbereit und fragte schließlich, ob Julio bei einer bestimmten Bank Kunde sei. Das war jedoch ein Detail, das sich später als Teil des Betrugsplans herausstellte.
Der vermeintliche Käufer erklärte, er arbeite in einer Verwaltungsagentur und wolle den Kauf über seinen Chef abwickeln. Wenige Minuten später kündigte er an, eine Anzahlung von 300 Euro zu überweisen, um das Auto bis zum folgenden Montag zu reservieren. Julio kam die Eile verdächtig vor, doch er spielte mit, um den Betrugsversuch zu entlarven. Kurz darauf erhielt er eine Nachricht, die angeblich von seiner Bank stammte und eine Einzahlung über "Mobile Cash" bestätigte, tatsächlich aber vom Betrüger selbst gesendet wurde.
Wallapop und Milanuncios sind Ziel von Betrügern
"Ich komme aus Uruguay, dort sieht man solche Maschen ständig. Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte", erzählte Julio den spanischen Journalisten-Kollegen. Der Täter versuchte ihn zu drängen, eine App-Funktion zu öffnen, in der automatisch 300 Euro angezeigt werden – angeblich das Geld, das überwiesen worden sei. Julio durchschaute den Trick und brach das Gespräch ab. Als er dem Mann erklärte, er werde nichts bestätigen, legte dieser auf und blockierte ihn.
Auch wenn es sich "nur" um 300 Euro handelte, hat Julio Anzeige erstattet, aus Überzeugung, dass viele andere auf den Betrug hereinfallen könnten. Wenig später erlebte er sogar einen zweiten Versuch, diesmal von einem anderen angeblichen Käufer. Seine gesammelten Informationen leitete er an die Guardia Civil weiter, die gemeinsam mit der Policía Nacional solchen Fällen nachgeht.
Die Ermittler in Palma bestätigen, dass diese kleineren Betrugsdelikte keineswegs verschwunden sind, auch wenn Cyberbetrug und KI-basierte Täuschungen heute häufiger vorkommen. "Das Problem ist, dass viele Opfer die Fälle gar nicht melden, weil es um geringe Summen geht", erklären sie. Doch ohne Anzeige gebe es keine Möglichkeit, Täter zu identifizieren oder Geld zurückzuerlangen.
Die Polizei rät deshalb zu besonderer Vorsicht: Bei unerwarteten Anrufen oder angeblichen Banknachrichten solle man Ruhe bewahren, niemals persönliche Daten preisgeben und im Zweifel selbst bei der Bank oder Behörde zurückrufen. Denn während neue Betrugsformen rund um Investitionen oder gefälschte WhatsApp-Nachrichten zunehmen, bleiben die klassischen Maschen. Wie eben die auf Mallorca grassierenden Scheinüberweisungen, die leider mittlerweile zu einem Dauerbrenner geworden sind.