In zwei Wochen jährt sich zum 36. Mal ein Kriminalfall auf Mallorca um eine Deutsche, die vor ihrer luxuriösen Villa in Bendinat im Südwesten der Insel starb, nachdem ein drogenabhängiger Einbrecher sie mit einer Spritze gestochen hatte. Der Täter konnte bis heute nicht gefunden werden, noch immer gilt der Kriminalfall als ungelöst. Wie genau er sich zugetragen hat, rekonstruierte die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" nun.
Am Nachmittag des 29. Dezember 1989, kurz nach fünf Uhr, schlich sich ein Einbrecher in die Villa in der wohlhabenden Siedlung Bendinat der Gemeinde Calvià. Er durchsuchte die verschiedenen Räume des Hauses und stahl Schmuck, Bargeld und andere Wertgegenstände. Es wurde nie ganz klar, ob der Ganove das Haus beobachtet hatte oder ob er vielmehr dort eingedrungen war, weil er dachte, er würde wertvolle Gegenstände finden, die er später gegen Drogen eintauschen könnte. Fest steht, dass er, als er sich mit seiner Beute aus der Villa flüchten wollte, der Besitzerin des Hauses begegnete.
Ein Moment mit Folgen
Gertrud Johanna M. war 69 Jahre alt und wartete gerade auf einen Verwandten. Als sie dem Unbekannten begegnete, erlitt sie einen Schock, doch bevor sie reagieren und um Hilfe rufen konnte, stach ihr der Dieb eine Spritze in die linke Augenbraue. In diesem Moment erschien Paul, ihr Schwiegersohn, und der Eindringling nutzte seine Verwirrung, um zu fliehen. Paul blieb zurück, um sich um die alte Dame zu kümmern, die zu Boden gesunken war und offenbar aufgrund des traumatischen Erlebnisses einen Herzinfarkt erlitten hatte.
Der Dieb, der laut erster Beschreibung ein 25-jähriger, schlanker Mann von mittlerer Größe war, konnte entkommen, und der Schwiegersohn des Opfers schlug Alarm. Innerhalb weniger Minuten trafen mehrere Streifenwagen der Lokalpolizei von Calvià und der Guardia Civil am Haus ein und begannen mit den Ermittlungen. Daraufhin wurde die Deutsche mit dem Krankenwagen in kritischem Zustand ins Krankenhaus Son Dureta gebracht, wo die Ärzte gegen 20 Uhr ihren Tod bestätigten. Die Autopsie bestätigte, dass sie mit einer Spritze gestochen worden war, aber es wurde auch klar, dass die Todesursache ein Herzinfarkt war.
Umfangreiche Ermittlungen
Kurz darauf wurde ein Verdächtiger festgenommen, dessen Personenbeschreibung und Kleidung mit denen des Angreifers übereinstimmten. Er hatte jedoch ein solides Alibi und es wurde nachgewiesen, dass er sich zum Zeitpunkt des Überfalls an einem anderen Ort befand, was durch Zeugen bestätigt wurde. Folglich wurde er freigelassen und die Beamten durchkämmten weiterhin weite Gebiete auf der Suche nach dem Dieb.
Die Ermittlungen konzentrierten sich auf das Rotlichtviertel von Palma de Mallorca, da man vermutete, dass er versuchen würde, den Schmuck in einem der Drogenumschlagplätze in der Umgebung der Porta de Sant Antoni zu verkaufen. Die Polizeistation von Palmanova unternahm unermüdliche Anstrengungen, um den Flüchtigen zu finden, die jedoch erfolglos blieben.