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ARCHÄOLOGIE

Größte Unterwasser-Plünderungen auf Mallorca durch Schleppnetzfischer

Vor wenigen Monaten flog eine deutsche Inselresidentin mit zahlreichen historischen Artefakten auf. Ungleich größeren Schaden richten den Behörden zufolge aber große Fischkutter an.

Beschlagnahmte Fundstücke, die Fischernetze aus den Tiefen der balearischen Gewässer hievten. | Seprona

| | Palma, Mallorca |

Die bedeutendsten Fälle von Unterwasser-Plünderungen auf den Balearen gehen auf das Konto von Schleppnetzfischern. Diese These vertritt der Leiter Umwelteinheit Seprona der Guardia Civil, Pedro Mora. Dem Fall einer deutschen Mallorca-Residentin, die im zurückliegenden Sommer am Flughafen Palma mit Dutzenden von archäologischen Fundstücken aufgeflogen war, misst der Fahnder hingegen weniger Bedeutung bei.

"In den meisten Fällen beginnt alles mit einem zufälligen Fund archäologischer Überreste im Meer. Die Schleppnetze fördern dabei hauptsächlich antike Amphoren zutage. Einige Fischer behalten sie, verschenken sie an Freunde oder verkaufen sie", so Mora gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Dabei wären sie gesetzlich durchaus verpflichtet, solche Funde den Behörden zu melden und zu übergeben.

Zwischen 2016 und 2019 beschlagnahmten die Behörden im Rahmen von drei großen Operationen mehr als 200 wertvolle archäologische Objekte. Allein bei der Operation "Dressel" wurden nach einem anonymen Hinweis 71 Artefakte sichergestellt, die im Norden Mallorcas illegal geborgen worden waren. Die Operation "Testachchio" – benannt nach einem künstlichen Hügel aus Amphoren im antiken Rom – führte 2019 zu weitreichenden Ermittlungen gegen 14 Personen, darunter Fischer und Käufer. Nach Behördenangaben wurden dabei 101 archäologische Fundstücke beschlagnahmt.

Die Operation "Garum", so Mora, sei auf eine anonyme Anzeige in Gang gesetzt worden. Im Verlauf der Ermittlungen beschlagnahmte die Polizei 30 historische Amphoren und zahlreiche weitere Fragmente.

Der Präsident des Fischereiverbands der Balearen, Domingo Bonnín, bezeichnet die Situation als "kompliziert". Zwar seien Fischer gesetzlich verpflichtet, archäologische Funde zu melden, doch scheuten viele den damit verbundenen bürokratischen Aufwand. "Ein zufälliger Fund während der Fischerei sollte anders behandelt werden als die gezielte Plünderung eines Fundorts", argumentiert Bonnín, auch wenn beides juristisch gleich bewertet werde.

Experten warnen seit Jahren vor der Gefährdung der maritimen Fundstätten in den Gewässern der Balearen. Mallorca gilt als die Region Spaniens mit der höchsten Dichte an archäologischen Fundstellen pro Quadratkilometer Küste. Schätzungen zufolge wurden bereits 90 Prozent der Unterwasserfundstellen geplündert. Während die Behörden bei Funden gelegentliche Erfolge verzeichnen können, gestaltet sich die Verfolgung von Unterwasser-Plünderungen schwierig. Bislang konnte noch kein Täter auf frischer Tat ertappt werden.

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