Die balearische Ministerpräsidentin und konservative Politikerin Marga Prohens hat in einem Schreiben an den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez ihre Empörung und Überraschung über die Pläne zum Bau eines großen Lagers für Bomben und Raketen auf dem Fliegerhorst Son Sant Joan beim Flughafen von Palma de Mallorca zum Ausdruck gebracht. Prohens kritisiert, dass sie von dem Projekt nur durch die Medien erfahren habe. Gleichzeitig fordert sie umfassende Informationen vom Verteidigungsministerium.
„Ich vertraue darauf, dass wir so schnell wie möglich Informationen aus erster Hand über diese militärische Einrichtung erhalten“, heißt es in dem Brief. Einerseits betont die Präsidentin darin ihr vollstes Verständnis für die Verteidigungsbedürfnisse der Luftwaffe und die Notwendigkeit, die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Andererseits bedauert sie, dass weder ihre Regierung noch der Inselrat von Mallorca oder das Rathaus von Palma vorab informiert worden waren. Prohens bezeichnet die geplante Einrichtung als kritisch, sensibel und ohne Zweifel eine Staatsangelegenheit. Sie fordert gleichwohl, dass die regionalen und lokalen Behörden direkt über die Sicherheitsvorkehrungen und Notfallmaßnahmen informiert werden.
Das sieht das Militärprojekt an den Südwestflanke des Nato-Gebietes vor
Den bisherigen Planungen im Rahmen der Neuorientierung der Nato zufolge wird das spanische Verteidigungsministerium 1,8 Millionen Euro in den Bau investieren. Das Lager soll 75.000 Kilo Waffen fassen, igluförmig gebaut und teilweise unterirdisch angelegt werden. Eine 40 Zentimeter dicke Betonschicht, Erde und Vegetation sollen die optischen Auswirkungen auf die Umgebung minimieren. Geplant ist die Lagerung von Raketen und Bomben wie AMRAAM, Meteor, IRIS-T, GBU-49 und Hellfire, die teilweise für MQ-9 Predator-Drohnen vorgesehen sind.
Der Fliegerhorst Son Sant Joan ist Sitz der Luftwaffeneinheit „Ala 49“ (Flügel 49) sowie des 801. Geschwaders und fungiert als zentrale Einheit für Such- und Rettungsmissionen sowie maritime Überwachung. Auch das Koordinationszentrum für Luftrettung der Balearen (RCC Palma) ist dort angesiedelt. Aktuell werden dort Flugzeuge vom Typ CN-235 (D.4) und Hubschrauber Sikorsky S.76 HD.24 eingesetzt, beide modifiziert für Lebensrettungsmissionen zur See aus der Luft. Laut Prohens wird das dort zu lagernde Arsenal von diesen Luftstreitkräfte-Einheiten derzeit nicht benutzt.
Ob und wie der spanische Ministerpräsidenten und Sozialist Pedro Sánchez auf den Beschwerdebrief von Marga Prohens reagieren wird, ist unklar. Das Verhältnis zwischen beiden ist ohnehin höchst angespannt. Madrid und Palma vertreten in vielen politischen Fragen konträre Ansichten, sei es in der Frage der Deckelung der Mieten im Immobilienbereich, sei es die Verteilung von minderjährigen Migranten, die illegal nach Spanien gelangt sind, auf die einzelnen Regionen des Königreichs, seien es Themen des regionalen Finanzausgleichs oder der Umgang mit dem Gesetz zur Erinnerung an die Verbrechen der Franco-Diktaur. Einigkeit sieht anders aus.