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Sommerurlaub 2025

Mallorca in der Krise? Unternehmer schlagen Alarm: "Wo Urlauber nicht willkommen sind, bleiben sie weg!"

Auf der Insel rumort es – und zwar nicht nur auf den überfüllten Straßen oder in den von Touristen frequentierten Gassen der Altstädte, sondern auch hinter den Kulissen der Inselwirtschaft. Der Grund: ausbleibende Buchungen und weniger Konsum durch Touristen

Auf Mallorca beklagen sich immer mehr Branchen über ausbleibende Urlauber | Foto: Archiv

| Palma, Mallorca |

Auf Mallorca rumort es – und zwar nicht nur auf den überfüllten Straßen oder in den von Touristen frequentierten Gassen der Altstädte, sondern auch hinter den Kulissen der Inselwirtschaft. Immer mehr Unternehmer schlagen Alarm! Ihre Warnung: Die wachsende Tourismus-Kritik zeigt offenbar Wirkung – und das spürbar im Geldbeutel.

"Wo man nicht willkommen ist, da geht man eben nicht hin", bringt es Rafel Roig, Präsident des Verbands der Transportunternehmer, auf den Punkt. Mit Sorge beobachtet er – wie viele andere Vertreter der mallorquinischen Wirtschaft – dass antitouristische Parolen, Graffitis und Protestaktionen mehr und mehr das Bild der Insel prägen. Und dass diese Stimmung nicht folgenlos bleibt.

Weniger Gäste, leere Tische, geschlossene Läden

Juanmi Ferrer, Präsident des Gastronomen-Verbands, ist einer der Ersten, der die wirtschaftliche Schieflage offen ansprichochen hat. Im eigentlich umsatzstärksten Monat Juli verzeichnen viele Restaurants massive Einbrüche – teils bis zu 40 Prozent. Einige Betriebe planen sogar, noch in dieser Saison zu schließen. In Sóller – sonst ein Hotspot der Hochsaison – bekommen Kellner sogar Urlaub mitten im Sommer.

Auch die Ausflugsbranche ist betroffen: Pedro Oliver, Präsident der offiziellen Fremdenführer, berichtet von einem 20-prozentigen Rückgang beim Verkauf von Touren. Besonders betroffen: Valldemossa, Palma, Sóller und Alcúdia. Dort sind die Bushaltestellen weiter vom Zentrum entfernt worden – mit dem Ergebnis, dass manche Besucher schlicht keine Lust mehr auf lange Wege haben. Vor allem deutsche, britische, spanische und italienische Touristen buchen deutlich weniger. Der Grund? Ein Mix aus negativer Berichterstattung, hohen Preisen und wachsendem Unmut.

"Tourismusfeindlichkeit vertreibt die Qualitätstouristen"

Biel Rosales von Proguies Turístics-Pimem bestätigt: Früher wurden pro Kreuzfahrtschiff rund 30 Touren organisiert – heute sind es oft nur noch halb so viele. Besonders stark sei der Rückgang bei amerikanischen Touristen, aber auch bei den Spaniern.

"Wir vertreiben die Besucher, die wir eigentlich halten wollen. Wer sich nicht willkommen fühlt, sucht sich eben ein anderes Ziel – etwa Kroatien", warnt auch Miguel Pérez-Marsá vom Nachtlebenverband Abone. Seine Branche verzeichnet ein Minus von 15 Prozent, besonders im Norden und in Magaluf.

Auch die Taxifahrer klagen: "In Palma tut sich vormittags kaum etwas. Und abends nur noch am Wochenende", sagt Biel Moragues von Taxis-Pimem. In Calvià sei der Rückgang deutlich – auch wegen der negativen Stimmung, die sich vor allem unter britischen Touristen breitmacht.

Shopping-Frust statt Kauflaune

Mallorcas Einzelhändler spüren die Krise ebenfalls deutlich. "Unsere Touristen laufen viel, geben aber wenig aus", ärgert sich Pepe Tirado von Acotur. Der Umsatzrückgang liege zwischen 10 und 20 Prozent – je nach Lage. Carolina Domingo von Pimeco ergänzt, dass gerade kleine Geschäfte unter dem Rückgang der deutschen, britischen und asiatischen Kundschaft leiden.

"Die Kritik am Tourismus mag von einer kleinen Minderheit kommen, aber sie hat großen Schaden angerichtet", betont sie. Gleichzeitig fordert sie: "Wir brauchen endlich moderne Infrastruktur – vieles ist einfach nicht mehr zeitgemäß."

Auch Joana Manresa vom Einzelhandelsverband Afedeco bestätigt: "Es sind weniger Touristen da – nicht nur wegen der Kritik, sondern auch, weil die Leute weniger Geld zur Verfügung haben. Aber die negative Stimmung spielt definitiv eine Rolle."

Hotelverband schlägt Gegenkurs ein

Selbst Mallorcas Hotelverband Fehm beobachtet einen Rückgang – insbesondere in Capdepera und Sóller. Deshalb wurde eine proaktive Kampagne für den Tourismus gestartet, um das Bild der Insel als freundliches und qualitativ hochwertiges Reiseziel wieder zu stärken.

Wirtschaft fordert klare Kante gegen Extremismus

Carmen Planas, Präsidentin des Unternehmerverbands CAEB, findet deutliche Worte: "Der Tourismus ist die Grundlage unseres Wohlstands. Er verdient Respekt – nicht Ablehnung." Sie verurteilt jede Form von Aggression, ob gegen Touristen oder Geschäftsleute, und warnt vor der wachsenden Macht einer radikalen Minderheit, die mit Graffitis, Demonstrationen und Provokationen das Image der Insel ruiniert. "Wir Unternehmer setzen unser Kapital aufs Spiel, schaffen Arbeitsplätze und halten diese Insel am Laufen. Dafür verdienen wir keinen Vandalismus, sondern Respekt", so Planas.

Auch die Politik sei nun gefordert. Die Unternehmen fordern klare Maßnahmen gegen die Verantwortlichen. "Sie haben Namen – und sie gehören zu Organisationen, die wir kennen", so Planas weiter. Ziel müsse es sein, gemeinsam an einer nachhaltigen, wirtschaftlich gesunden und lebenswerten Zukunft für Mallorca zu arbeiten.

Und was sagt die Gegenseite?

Nicht alle sehen die Entwicklung so dramatisch. Jordi Mora, Präsident des Verbands Pimem, spricht von einem moderaten Wachstum von 5 Prozent – verglichen mit 12 Prozent im Vorjahr. Für ihn ist klar: "Die Nachfrage hat ihr Limit erreicht – das ist kein Einbruch, sondern eine natürliche Sättigung."

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