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Tourismusinsel Mallorca

"Gesellschaft fordert klare Grenzen": Balearen-Regierung will Tourismus auf Mallorca eindämmen

Einen Tag nach der Veröffentlichung einer umfangreichen Umfrage zur Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem Tourismus auf den Balearen hat Tourismusminister Jaume Bauzà am Mittwoch die Politik seiner Regierung verteidigt

| Palma, Mallorca |

Einen Tag nach der Veröffentlichung einer umfangreichen Umfrage zur Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem Tourismus auf den Balearen hat Tourismusminister Jaume Bauzà am Mittwoch die Politik seiner Regierung verteidigt. "Die Gesellschaft hat schon seit 2023 deutlich signalisiert, dass sie Begrenzungen und Eindämmung will – genau das setzen wir um", erklärte Bauzà.

Seit Amtsantritt 2023 habe die Regierung einen Nachhaltigkeitspakt auf den Weg gebracht, ein Dekret gegen neue touristische Plätze erlassen und den Kampf gegen illegale Angebote verstärkt. Das Dekret gilt vorläufig, bis die Inselräte eigene Regelungen festlegen. Ziel sei es, den Druck auf die Bewohner, die Umwelt und die Infrastruktur zu verringern.

Umfrage belegt Forderung nach Eindämmung

Die aktuellen Daten der Tourismusagentur der Balearen (AETIB) unterstreichen die Kritikpunkte: 75,6 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, dass jährlich zu viele Touristen auf das Archipel kommen. Zwei von drei Befragten unterstützen Beschränkungen bei Besucherzahlen, Kreuzfahrten und Unterkünften; besonders deutlich äußerte sich die Bevölkerung gegen Ferienwohnungen (80,5 Prozent) und Mietwagen (79,6 Prozent).

Auch bei der Urlaubersteuer Ecotasa zeigen sich klare Mehrheiten: 67,6 Prozent befürworten eine Erhöhung zur Förderung nachhaltigen Tourismus. Fast 90 Prozent der Befragten sprechen sich für Maßnahmen zur Saisonentzerrung, zur geografischen Streuung der Besuche und für alternative Angebote jenseits von Sonne und Strand aus.

Tourismus bleibt zentrale Einkommensquelle

Trotz der Kritik bleibt der Tourismus für die Balearen unverzichtbar: 86 Prozent der Befragten sehen ihn als wichtigste Quelle für Wohlstand, 74 Prozent verbinden ihn mit qualifizierten Arbeitsplätzen, und 77,2 Prozent schätzen die Belebung von Freizeit- und Kulturangeboten. 56 Prozent glauben, dass der Tourismus die Lebensqualität der Einwohner verbessert oder erhält, 53,4 Prozent sehen positive Effekte auf Identität, Kultur und Erbe der Inseln.

Die negativen Auswirkungen sind jedoch unübersehbar: 78 Prozent der Befragten halten den Tourismus für einen Treiber steigender Wohnkosten, 65 Prozent sehen Umweltbelastungen. Besonders kritisch bewerten die Befragten Mietwagen und Ferienwohnungen.

Bauzà pocht auf Umsetzung

Für Tourismusminister Bauzà ist klar: Die Regierung muss die Bevölkerung schützen und zugleich die Wirtschaft stützen. Dazu gehören Verhandlungen mit Kreuzfahrtgesellschaften über ein Memorandum, das die Zahl der täglichen Anläufe in Palma begrenzt, sowie Maßnahmen zur Regulierung von Mietwagen und Ferienwohnungen durch die Inselräte. "Jede Insel hat ihre eigene Realität, aber die gemeinsame Linie ist die Eindämmung", betonte der Minister.

Kritik an der Umfrage kam vom Fòrum de la Societat Civil, das Methodik und Veröffentlichung in Frage stellte. Bauzà wies dies zurück und versicherte, die Daten seien veröffentlicht worden, sobald sie vorlagen. Zugleich räumte er ein, dass mutigere Schritte, etwa bei der Überprüfung von Mehrfamilienhäusern, wünschenswert gewesen wären, aber rechtliche Grenzen und das Risiko von Entschädigungszahlungen dies verhinderten.

"Die Umfrage bestätigt den eingeschlagenen Weg", resümierte Bauzà. Die Regierung werde weiterhin in enger Zusammenarbeit mit den Inselräten, den Sozialpartnern und der Branche Maßnahmen zur Eindämmung des Tourismus umsetzen. Kritikern gehen die Maßnahmen der seit zwei Jahren amtierenden konservativen Balearen-Regierung aber nicht weit genug.

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