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URLAUBERMASSEN

Kein Strandwetter – Mallorcas Inselhauptstadt platzt aus allen Nähten

Wenn sich die Sonne auf der Insel rar macht, dann gibt es für Touristen kein Halten mehr. Die Folge ist ein Run auf die urbanen Sehenswürdigkeiten. Nicht nur Palma kann ein Lied davon singen.

Man schwimmt nicht im Meer, sondern mit Gleichgesinnten durch die Gassen der Palmesaner Altstadt: Mallorca-Urlauber bei bedecktem Himmel | Foto: Teresa Ayuga

| | Palma, Mallorca |

Das Phänomen ist auf Mallorca allseits bekannt und verdiente sich sogar eine feste Bezeichnung: Operación Nube – Operation Wolke. Was übersetzt nichts anderes heißt, dass Urlauber bei regenerischem Wetter die Inselhauptstadt Palma fluten. Am Dienstag war es wieder soweit: Bedeckter Himmel und sinkende Temperaturen trieben Tausende Strandurlauber in die Altstadt und sorgten für ein Verkehrschaos, das die Stadt weitgehend lahmlegte.

Der Ansturm auf das Zentrum von Palma war nach Darstellung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" gewaltig. Die Fußgängerzonen quollen über vor Besuchern, die ihre Strandpläne kurzfristig geändert hatten. An der Plaça de Cort im Zentrum Palmas ging angesichts unablässig eintreffender Urlaubermassen zeitweise nichts mehr. Gleichzeitig kämpften sich fast 10.000 Passagiere von drei Kreuzfahrtschiffen durch das Gewühl der Inselhauptstadt. Deren schwimmende Hotels lagen derweil entspannt im Hafen: Mein Schiff Relax, Marella Discovery und die Costa Pacífica.

Nicht nur zu Fuß war das Vorwärtskommen schwierig, auch auf den Straßen machten sich die umgeleiteten Strandurlauber bemerkbar. Sämtliche Parkhäuser der Stadt platzten aus allen Nähten, mit langen Warteschlangen vor den Zufahrten. Laut Google Maps verlängerten sich die Fahrzeiten auf das Vierfache: Eine normalerweise kurze Strecke von der Plaza España bis Porto Pí dauerte bis zu 25 Minuten. Mehrere Straßen waren auf der Karte rote eingefärbt, ein sicheres Zeichen für absoluten Stillstand.

Nicht viel besser erging es der Gemeinde Sóller in der Serra de Tramuntana. Der Tunnel zur beliebten Touristenattraktion musste zeitweise geschlossen werden, da sich die Fahrzeugschlangen bis zur Ortseinfahrt Port de Sóller stauten. Überraschen konnte das freilich niemanden: Bereits im Mai hatte Sóller mit über 85 Prozent die höchste Tourismusauslastung Spaniens erreicht.

An Tagen wie diesen wird einmal mehr deutlich, dass Mallorca die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht hat. Im Fall Sóller kommt hinzu, dass der Inselrat von Mallorca 2017 die Maut für den Tunnel abschaffte und auf diese Weise die Attraktivität des Ortes förderte. Die Verkehrsprobleme haben sich nach Einschätzung von Beobachtern durch diese Maßnahme verschärft.

Anwohnerinititativen wie "SOS Residents Sóller" protestieren bereits seit Jahren gegen die zunehmende Urlauberflut. Im vergangenen Mai gingen sie mit selbstentworfenen T-Shirts auf die Straße, die den Slogan trugen: Miris on miris tot son guiris – "Wohin man auch schaut, überall sind Touristen". Das Beispiel machte Schule, wenige Tage später tauchten in den sozialen Netzwerken ähnliche Proteste in anderen Gemeinden auf.

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