Genüsslich knabbern die Igelkinder an ihren Kakerlaken im Schälchen. Die putzigen Stacheltierchen sehen nicht so aus, als benötigten sie sonderlich viel Pflege.
Weit gefehlt! Das Aufziehen eines Jungtieres ohne Mutter ist schwierig. Miquel Puig und seine Kollegen arbeiten sieben Tage die Woche in der Einrichtung zur Betreuung für Wildtiere „Cofib” in Santa Eugènia. Er weiß, wovon er spricht. „Selbst eine Betreuung über 24 Stunden kann die Versorgung eines Muttertieres nicht ersetzen”, so Puig, den die Fauna bereits als Kind in ihren Bann zog und nicht mehr losließ.
Und so war sein Weg geebnet: Er wurde Biologe und nutzte nach dem Studium die Gelegenheit, bei der Organisation Cofib („Konsortium für die Wiederherstellung der Fauna der Balearen”) zu arbeiten. Das war kurz nach der Gründung im Jahre 2004. Bis heute ist er der Einrichtung treu geblieben. „Damals waren wir drei Mitarbeiter. Heute zählen wir über 50”, sagt Puig sichtlich stolz über die Entwicklung.
Welche Aufgaben übernimmt das Zentrum außer dem Heranziehen von hilflosen Jungtieren?
„Wir versuchen, das Ökosystem auf Mallorca und des ganzen Archipels im Gleichgewicht zu halten”, sagt Puig, bevor er in die Details geht. Die Natur sei durch die Auswirkungen von Globalisierung, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung aus den Fugen geraten. Deswegen sei es notwendig, an verschiedenen Stellen anzusetzen und die Umwelt künstlich durch menschliche Hilfe wieder in geradere Bahnen zu lenken.
Das umfasse die Pflege und Renaturierung kranker Tiere. Zugleich entstehe so viel Forschungsbedarf.
„Eines Tages bemerkten wir besorgniserregende Verhaltensstörungen bei Igeln und begannen gemeinsam mit der Universität der Balearen der Sache auf den Grund zu gehen.” Und das mit Erfolg! Die Stacheltiere hatten sich immerzu sinnlos im Kreis gedreht. „Wir haben schließlich herausgefunden, dass die Igel von einem neuen Parasiten aus Südostasien befallen waren, der das Gehirn der Tiere zersetzte und so die neuronalen Störungen verursachte.”
Wie der unbekannte Parasit, gelangen auch andere fremde Organismen und Tiere auf die Insel, meist unbemerkt eingeschleppt durch Menschen.
„In den vergangenen 20 Jahren wurden unbeabsichtigt vier neue Schlangenarten auf der Insel eingeführt. Die Hufeisennatter ist eine davon und hat hier keine Fressfeinde.” Das wiederum ermögliche den Tieren eine schnelle Ausbreitung. Die Folge: lokales Artensterben. „Cofib versucht nun, die Natter auf den Balearen auszurotten”, das sei zwar nahezu unmöglich, müsse aber dennoch versucht werden. „Wir stellen spezielle Fallen auf und versuchen, die Tierart zurückzudrängen”, so Puig.
Was ihn verärgere, sei das Image von der bösen, aggressiven Schlange, das sich so in den Köpfen der Menschen manifestiere. „Wir sind doch die Raubtiere für sie. Die Tiere greifen uns nur an, wenn sie sich bedroht fühlen”, stellt er klar. Und ihr Verhalten in der neuen Umwelt könne man ihnen nicht vorwerfen. „Sie folgen nur ihrem natürlichen Instinkt, zu überleben, das hat nichts mit Aggressivität zu tun.”
Gebe es die eine Tierart im Überfluss, so seien es wiederum andere, deren Bestände gefährdet sind. „Die Wasserschildkröten, die in den letzten Jahren vermehrt an den lokalen Stränden ihre Eier abgelegt haben, pflanzen sich nur schwer fort”, so der Experte. Geschlechtsreife Tiere würden später zur Eiablage an ihrem Geburtsstrand zurückkehren. „Von 1000 Exemplaren überleben höchstens 20. Klare Sache, dass wir versuchen, den Fortbestand zu unterstützen”, sagt der Biologe und lächelt. In diesem Sinne haben die Mitarbeiter die Eier und die geschlüpften Tiere ins Institut gebracht und ein Jahr lang beschützt aufwachsen lassen, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen.
Als ganz besonders empfindet Puig dann jene Momente, wenn er und die Mitarbeiter die Tiere wieder in die Freiheit entlassen. „Wir können nicht alle Tiere retten. Aber es ist ein unglaublich tolles Gefühl, einem Lebewesen nach so langer Pflegezeit und Fürsorge wieder das Leben zurückzugeben, das es verdient hat.”
Kooperation mit TUI
Unterstützung aus der Touristikbranche: Gesponsert wird das Video-Projekt von Europas führendem Touristikkonzern Tui und seiner Tui Care Foundation. Gegründet wurde die Initiative 2016 mit dem Ziel, in den Destinationen nachhaltige Projekte zu unterstützen. Dabei setzt die Stiftung auf das Potenzial des Tourismussektors als Motor für gesellschaftliche Entwicklung, Bildung und Wohlstand. Der Konzern fördert dabei nachhaltigen Tourismus in Zusammenarbeit mit Einheimischen.