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Xesca Marti: Wir geben Dingen und Menschen ein zweites Leben

Die neue Folge der Video-Serie von Fernsehjournalistin Sibylle Tiessen handelt von der Mallorquinerin Xesca Marti, bei der wahrer Reichtum aus Menschlichkeit entsteht

Teil 29 der MM-Videoserie „Die Mallorquiner“ der deutschen Fernsehjournalistin Sibylle Tiessen. Präsentiert von TUI. (7:57) | Video: Youtube: Mallorca Magazin TV

| Palma, Mallorca |

Am Vormittag herrscht rege Betriebsamkeit in der Calle Cedro im Osten Palmas. Die Tür zu einem riesigen Verkaufsraum steht offen. Betritt man die große Halle, steht man vor einem Sammelsurium an Dingen des täglichen Lebens, die zum Verkauf stehen: Kleidung, Möbel, Spielzeug, Betten, Fahrräder – hier gibt es nahezu alles.

Interessenten können in den Räumen der sieben Standorte der Deixalles-Stiftung auf Mallorca alles, das sie nicht mehr benötigen, abgeben oder aufgearbeitete Secondhand-Ware erhalten.
Hinter dem Raum verborgen, liegt der Bereich mit Werkstätten für Stoffe, Möbel, Bücher, Elektro und vieles mehr. Hier beginnt das Sortieren und das Upcycling von Waren.

In der ersten Werkstatt werden Kleidung und Stoffe bearbeitet. An einem Zuschneidetisch sortiert eine junge Frau Stoffbahnen aus alten Jeans. "Daraus machen wir Taschen oder Rucksäcke", erklärt Xesca Marti, Direktorin der Stiftung Deixalles, bei einem Rundgang. Dinge, die anderswo entsorgt werden, bekommen hier ein neues Leben. Deixalles wurde bewusst nach dem katalanischen Wort für "Überreste" benannt. Der Verkauf der Secondhand-Waren ermöglicht der Stiftung, Menschen durch soziale Programme wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen. Hunderte von Personen werden hier jährlich durch unterschiedliche Ausbildungs- und Beschäftigungsverträge in die Arbeitswelt integriert.

Die Mitarbeiter sollen sich später gut in den Arbeitsmarkt integrieren können.

Im Rahmen des Projekts "Hecho a medida" können Frauen in schwierigen Lebenssituationen in Kursen das Nähen erlernen. Für viele Teilnehmerinnen ist es der erste Schritt in Richtung wirtschaftlicher Eigenständigkeit. Marti betont: "Benachteiligte Menschen können überall Qualitätsarbeit leisten, auch in der Verwaltung und Gesellschaft."

Regelmäßig erreicht die Stiftung eine Flut an Billigmode. Am Eingang wird sie sortiert, auf Qualität geprüft und wenn möglich weiterverarbeitet. Gut Erhaltenes kommt in eine der sieben Secondhand-Läden auf der Insel. Der Rest geht ins Recyceln. Die Lagerflächen sind viel zu klein. Eine neue Recyclinganlage auf Mallorca soll künftig Entlastung und damit Verkaufschancen bringen..

Täglich erreichen das Lager in Palma Unmengen an Kleidung. Der Lagerplatz reicht allerdings nicht aus. Eine neue Recyclinganlage soll Abhilfe schaffen.

Kleidung nimmt den größten Teil der Dinge ein, die bei Deixalles abgegeben werden – die leider im Zuge der "Fast Fashion" schnell im Müll landet. "Vielen ist nicht bewusst, dass die Textilindustrie zu den größten Umweltverschmutzern gehört", sagt Marti, die aus Vilafranca stammt.

In der Bücherwerkstatt bleibt Marti vor einem Stapel gebrauchter Romane stehen. „Ich liebe diesen Ort", sagt sie. "Hier finden wir Widmungen, Briefe, vergriffene Titel. Dinge, die einmal sehr bedeutend waren."

Alle Bücher werden katalogisiert und verkauft. In Calvià und Manacor betreibt die Stiftung Leseclubs, in denen Literatur gemeinsam gelesen und besprochen wird.

Manche Funde sind wahre Schätze aus vergangenen Zeiten.

In einer weiteren Werkstatt sieht es aus wie auf einem Flohmarkt. Eine Mitarbeiterin öffnet einen alten Koffer, sortiert Schmuck und Brillen. "Manchmal finden wir kleine Schätze", sagt Marti.
Sie selbst hat Umweltwissenschaften studiert und war als Studentin auf Protesten gegen Müllverbrennung aktiv. "Irgendwann wollte ich nicht nur protestieren, sondern handeln", erinnert sie sich. 1992 kam sie zu Deixalles, seit 2010 ist sie Direktorin der Stiftung, die sie im Team führt.
Viele Möbel, die bei Deixalles landen, stammen aus Hotels, die schließen oder renovieren. Sie werden kreativ aufgearbeitet und anschließend wiederverkauft.

Alle Materialien, die bei Deixalles abgegeben werden, durchlaufen eine genaue Erfassung. Mithilfe eines CO2-Rechners wird berechnet, wie viele Emissionen durch Wiederverwendung vermieden werden und wie viele Tage Fortbildungen durch Spenden entstehen. Der Wert eines Gegenstands misst sich hier nicht allein in Euro.

"Hinter jedem Objekt steckt eine Geschichte", sagt sie. "Und hinter jedem Menschen auch." Deixalles verbindet beide. Es ist ein Raum für Entwicklung, Solidarität und eine andere Vorstellung von Wohlstand. Ein Ort, an dem menschlicher Reichtum spürbar wird.

Arbeit zu finden ist das eine. Aber damit sind nicht alle Probleme gelöst. Die Wohnungsnot und Teuerungsrate erschweren das Leben auf Mallorca zusätzlich.

Kooperation mit TUI

Unterstützung aus der Touristikbranche: Gesponsert wird das Video-Projekt von Europas führendem Touristikkonzern Tui und seiner Tui Care Foundation. Gegründet wurde die Initiative 2016 mit dem Ziel, in den Destinationen nachhaltige Projekte zu unterstützen. Dabei setzt die Stiftung auf das Potenzial des Tourismussektors als Motor für gesellschaftliche Entwicklung, Bildung und Wohlstand. Der Konzern fördert dabei nachhaltigen Tourismus in Zusammenarbeit mit Einheimischen.

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